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40 Prozent mehr Lkw-Verkehr bis 2030: Verkehrspolitik stoppt Güterverkehr

Nachrichten | 13.06.2016 | | Politik und Recht, Verkehr, Wirtschaft | Thema: , ,

Seit vielen Jahren verspricht die Politik eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Die Realität sieht anders aus. Der Lkw-Verkehr nimmt kontinuierlich zu. Aktuellen Schätzungen zufolge soll der Lkw-Verkehr auf deutschen Straßen bis 2030 um weitere 40 Prozent zunehmen. Die Bahn will jetzt beim Güterverkehr sogar jede fünfte Stelle streichen. Viele Güterbahnhöfe werden geschlossen. Steuert die Politik nicht dagegen, wird das Stau-Chaos auf Deutschlands Autobahnen immense Ausmaße annehmen.

Deutsche Verkehrspolitik steuert gegen Schienenverkehr

40 Prozent mehr Lkw-Verkehr bis 2030Da der Streckenausbau des deutschen Schienennetzes bislang vielerorts zu wünschen übriglässt, nutzen Unternehmen lieber die Autobahn für ihre Transporte. Verkehrswissenschaftler Prof. Dr. Heiner Monheim bemängelt, dass die Politik das Problem mit Hilfe des Schienennetzausbaus nicht an der Wurzel anpackt, um mehr Güter über Gleisen zu transportieren. Zum einen um die Autobahnen zu entlasten, zum anderen um die Umwelt zu schonen. Lange galt dies als ambitioniertes Ziel der Verkehrspolitik. Ein Blick auf den Transportalltag bestätigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Während der Schienen-Güterverkehr seit Jahrzehnten sinkt, verstopfen Lastkraftwagen mittlerweile oft zwei Spuren der Autobahnen. Monheim bestätigt: “Mittlerweile platzten die Raststätten alle aus allen Nähten.“ Um dem Andrang gerecht zu werden, wird ausgebaut. Monheim fordert stattdessen einen massiven Ausbau der Schienennetz-Kapazität. Seiner Ansicht nach lassen sich die enormen Staus auf deutschen Straßen nicht anders eindämmen. Der Straßennetz-Ausbau könne nicht die Lösung sein.

Schweizer auf dem richtigen Weg

Als Vorbild dient die Schweiz. Während in Deutschland bislang nur 17 Prozent der Güter auf Schienen transportiert werden, sind es in der Schweiz 41 Prozent. Mit dem Bau des Gotthard-Basistunnels, des längsten Eisenbahntunnels der Welt, verlagert Deutschlands Nachbar noch mehr Waren auf den Transportweg Schiene. Zur Einweihung des Tunnels war jede Menge Prominenz geladen. Auch Angela Merkel war vor Ort. Mit dem Tunnel wird der Schienenverkehr auf Europas bedeutendstem Güterkorridor zwischen Genua und Rotterdam optimiert. Die Schweizer Transportleistung soll sich fast verdoppeln. Wenn die Züge zwischen Rotterdam und Genua Deutschland erreichen, wird es jedoch kritisch. Hierzulande ist die Gleiskapazität schlecht. Bereits vor 20 Jahren versprach die deutsche Politik den Schweizern die Erweiterung der Rheintalstrecke zwischen Basel und Karlsruhe. Hier sollte eine Strecke von 182 Kilometern von zwei auf vier Gleise ausgebaut werden. Bis heute ist nicht viel passiert. Nur der Katzensteintunnel bei Efringen-Kirchen und die Strecke zwischen Offenburg und Baden-Baden wurden fertiggestellt. Auf der deutschen Strecke des Güterkorridors werden Güter lieber auf Straßen befördert, statt wie geplant auf Schienen. Von Vertragsbruch ist die Rede.

Immerhin wird im Rheintal derzeit Rastatt untertunnelt, um die Bahnstrecke viergleisig zu machen. Einige Tage bevor die Schweizer ihr Mammut-Projekt Gotthard-Basistunnel eröffnen, feiert Verkehrsminister Dobrindt hier die Taufe einer überdimensionalen Bohrmaschine. Mit ihr sollen immerhin vier Kilometer Schienennetz auf vier Gleise erweitert. Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Verkehrsminister Baden-Württemberg Winfried Hermann ist sich sicher, dass man bezüglich der Rheintaltrasse zwei Jahrzehnte in Verzug ist und spricht von einer Blamage. Bis 2035 soll die Fertigstellung laut Verkehrsministeriums dauern. 20 Jahre später, als ursprünglich vereinbart. Bundesverkehrsministerium rechnet sogar erst 2041 mit dem Abschluss der Arbeiten.

Strategie der Bahn ernüchternd
Die Bahn will nun über 3.000 Arbeitsplätze streichen, das Anfahren von 212 Güterbahnhöfen einstellen und strebt den Verkauf von 200 Loks an. Ein Indikator für den Rückgang des Schienenverkehrs ist zudem die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren 300 Lokomotiven und 18.000 Güterwagen zu Schrott verarbeitet, aber nur eine minimale Anzahl durch Neue ersetzt wurden. DB Schenker, eine Marke der Deutschen Bahn AG, ist mittlerweile die größte Lkw-Spedition in ganz Europa. Somit profitiert auch die Deutsche Bahn vom Straßenausbau. Intern verrät ein Dokument der Aktiengesellschaft, dass die „Verlagerung auf Lkw“ schriftlich fixiert ist. Nachdem die Deutsche Bahn zunächst kritisierte, dass die geplanten Riesen-Trucks der Schiene Konkurrenz machen würden, setzt der Konzern jetzt eigene Gigaliner ein. Bleibt abzuwarten, ob am Ende die Schiene oder die Lkw-Lobby die Nase vorn hat.

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Quelle: Pressemitteilung/ Bild: pixabay

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